Der den Beat hat

Bei der Arbeit. Beat Wismer beim Aufbau der Ausstellung “Hinter dem Vorhang”

Den Beat haben, heißt einem ausgeprägten Rhythmus folgen. Dementsprechend hat Beat Wismer seinem (Vor)namen alle Ehre gemacht. Als Generaldirektor des Düsseldorfer Museum Kunstpalast, einem nur schwer zusammenwachsenden Klon aus städtischer Kunsthalle und städtischem Kunstmuseum, fand er am Ende seiner zehnjährigen Dienstjahre immer besser jenen Taktschlag, unter dem sein Vielflügelhaus wunderbarerweise zusammenklingen mochte.

Die große Cranach-Ausstellung fügte sich zuletzt als wuchtiges Finale in die Komposition ein, die Palastdirektor Wismer für seine Ära ersonnen hatte. Mit El Greco 2012 und Zurbarán 2015 war „Cranach- Meister Marke Moderne“ die dritte monografische Ausstellung eines Altmeisters. Von Anfang an sah es Wismer als geboten an, Ausstellungen „aus der Sammlung heraus“ zu entwickeln. Also begab er sich auf das für ihn neue Feld der Alten Meister, da die Düsseldorfer Kunstsammlung (von der Renaissance bis zur Zeitgenössischen Kunst) eben dies ermöglichte.

Programmatisch aber wird seine Ausstellung „Hinter dem Vorhang“ in die Zukunft (unter dem seinem Nachfolger Felix Krämer) wirken. Wismer gelang es, ein großartiges Panorama der Kunst (vornehmlich der Malerei) unter einem kunstgeschichtlich relevanten Thema zu vereinen. Eine Ausstellung, die von der Fachwelt gerühmt und von einem breiten Publikum begeistert aufgenommen wurde. Neue Forschungsergebnisse konnten vermittelt und zahlreiche  Bilder aus den unterschiedlichen Sammlungsbereichen des Hauses unter neuer Perspektive wiederentdeckt werden.

„Mir geht es um gute Ausstellungen“ sagt Beat Wismer in seiner leisen,  bescheidenen Diktion, „mit großartigen Werken, die Augenöffner sein und zum Nachdenken anregen wollen, im Idealfall über die Kunst hinaus.“

Beat ist von Beatus abgeleitet (dem „Apostel der Schweiz“ aus dem frühen 2.Jahrhundert n. Chr.). Der Glückliche findet noch heute in der Beatushöhle am Thunersee Verehrung. Wenig Glück hatte Wismer mit der Sammlung des MKP. Von den zehn Jahren seiner Amtszeit war der Sammlungsbereich von der frühen Moderne bis zu zeitgenössischen Kunst fast acht Jahre lang geschlossen. Erst dauerte die Sanierung länger als geplant, dann erwies sich diese als mangelhaft. Mit der Folge, daß ab 2012 das gesamte zweite Obergeschoß des Museum nicht benutzbar war und über Wismers Abschied aus Düsseldorf gebleiben ist. Diesen Mißstand und die Einsicht, die Politik nicht von der Dringlichkeit der Behebung dieses Mißstands überzeugen zu können, empfand Wismer als „bitter“. Zumal er in Düsseldorf mit der erklärten Absicht angetreten war, schwergewichtig seine Arbeit der lange vernachlässigten Sammlung zu widmen. Die Baufälligkeit des Museums und die dadruch verursachte Vernachlässigung der Sammlung lasteten schließlich mehr auf dem Kunstpalast als der Abgang des Hauptsponsors E.ON in die Nachbarstadt Essen.

Wismer wird nach Zürich wechseln und dort sein Glück und einen neuen Beat versuchen.     

Highlight des Abends wird eine weitere Benefiz-Kunstauktion (von Christie’s) sein. Der Erlös wird den Ankauf eines Gemäldes von Günther Förg (1952 in Füssen – Freiburg i.Br. 2013) unterstützen, das Wismer der Sammlung noch zufügen will.

Die Homepage des Museums zeigt ab dem 29.9.2017 unter (http://www.smkp.de/auktion/) die Kunstwerke mit Startpreisen.

Eintrittskarten kosten 120 Euro (für die Auktion und ein Flying Dinner)

Abschiedswunschbild. Günther Förg “ohne Titel”, 1992, Acryl auf Holz, 200 x 170 cm, © Estate Günther Förg, Suisse / VG Bild-Kunst, Bonn 2017, Courtesy: Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt a.M., Foto: Wolfgang Günzel, Offenbach a.M.

Die Drei vor O.T. Felix Krämer, Beat Wismer und Georg F. Thoma bei der Neuanschaffung (v.l.)

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