engagiert

Isabel Pfeiffer-Poensgen übernimmt NRW Kulturministerium

Steilvorlage: Die CDU will den Etat für die NRW-Kultur im Laufe der Legislaturperiode von gut 200 Millionen Euro um 50 Prozent anheben – zehn Prozent pro Jahr. Steilvorlage für Isabel Pfeiffer-Poensgen.  Die parteilose bisherige Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder (63) wird das neue Ministerin für Kultur und Wissenschaft übernehmen. Eine der großen Überraschungen in der neuen CDU/FDP-Regierung Nordrhein-Westfalens, eine „Superpersonalie“. Denn Pfeiffer-Poesgen ist ein kulturpolitisches Schwergewicht. “Schweren Herzens” verläßt sie ihre Position in Berlin, um sich in die Pflicht der neuen Landesregierung nehmen zu lassen. Die CDU/FDP Koalition in Düsseldorf regiert mit nur einer einzigen Stimme Mehrheit (72 CDU-Abgeordnete und 28 FDP-Parlamentarier). Das nennt man Engagement. Davon war unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) lange nichts zu spüren. Die Kultur bekommt nun wieder einen prominenten Platz am Kabinettstisch. Der Kulturratsvorsitzende NRW Gerhart Baum bestätigt: «Das ist eine gute Wahl.»

Ob Pfeiffer-Poesgen das nötige politische Gewicht mit an den Kabinettstisch bringt, ist längst keine ausgemachte Sache. Sie ist das einzige Kabinettsmitglied ohne Parteizugehörigkeit und ohne direkte Politikerfahrung. Bei fehlender Hausmacht wird ihr Ministerpräsident Laschet von Fall zu Fall beispringen müssen.  Der ist wie sie „echt Öcher“ aus Aachen gebürtig. Pfeiffer-Poesgens Vater ist Aachener Ehrenbürger.

Unterstützung erhält die neue Ministerin von gleich zwei Staatssekretären. Mit Klaus Kaiser erhält das Ministerium erstmals einen parlamentarischen Staatssekretär, mit den besonderen Einsatzzielen politische Bildung sowie Weiterbildung. Kaiser ist CDU-Schwergewicht im Hochsauerland. Bei den Landtagswahlen 2005, 2010, 2012 und 2017 erreichte er dort jeweils das Direktmandat. Mit Annette Storsberg (CDU) ist eine erfahrene Beamtin zur Stelle, die zur beamtete Staatssekretärin aufrückt. In der Regierung Rüttgers war Storsberg Abteilungsleiterin Recht, Verwaltung in der Staatskanzlei.

Pfeiffer-Poensgen studierte Kunstgeschichte und Jura, beovr sie 1999 Beigeordnete für Kultur und Soziales ihrer Heimatstadt wurde. 2002 wurde sie  Mitglied im Vorstand des Verbandes deutscher Musikschulen als auch Mitglied im Kulturausschuss des Deutschen Städtetages, 2004 trat sie als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder an.

In der abgewählten rot-grünen Vorgängerregierung war die Kultur als Anhängsel des Fünffachminsteriums für Familien-, Kinder-, Jugend-, Sport und Kultur unter ferner liefen gehandelt worden. Dass Kultur «fünftes Rad am Wagen» war, stieß in der Kunst- und Kultur-Szene des Landes  bitter auf. Bei der Vorstellung seines neuen Kabinetts fiel denn auf, dass der neugewählte Ministerpräsiden Laschet (CDU) die Kultur noch vor der Wissenschaft als künftige Ressortbereiche Pfeiffer-Poensgens nannte.

In ihrer Funktion als Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder gewann Pfeiffer-Poesgen bundespolitischen Einfluss. Zur Kernaufgabe der föderalen Stiftung zählt es, Ankäufe von Kunst für öffentliche Sammlungen wie Museen und Bibliotheken zu bezuschussen. Auch auf dem schwierigen Feld der NS-Raubkunst besitzt Pfeiffer-Poensgen als Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste reiche Expertise.

In Düsseldorf saß sie zuletzt in der Berufungskommission der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen um die Nachfolge von Marion Ackermann. Nun kann sie die neue Direktorin Susanne Gaensheimer gleich als vorgesetzte Ministerin begrüßen, die gleichzeitig mit Felix Krämer (Museum Kunstpalast) in Düsseldorf antritt.  

Von ihrem bisherigen Sitz in Berlin aus erhob Pfeiffer-Poensgen mehrfach ihre Stimme, als der Casino-Betreiber „Westspiel“ in New York zwei millionenschwere Siebdrucke von Andy Warhol versteigern ließ, um damit seine Bilanz zu sanieren. Die Warhols hatten jahrelang im Aachener Spielcasino gehangen. Sie nannte den Verkauf leichtfertig und bedauerte, dass die Bilder nicht einem NRW-Museum übergeben wurden.

Auch als das Land NRW nach massiven Protesten aus der Kulturszene die Kunstsammlung der ehemaligen WestLB vor dem Verkauf durch die Abwicklungsbank Portigon rettete, war Pfeiffer-Poensgen zur Stelle: Sie gehört dem Kulturfachlichen Beirat an, der Empfehlungen abgab, welche der Kunstwerke das Land übernehmen soll und wie diese dann In der Kunstsammlung NRW zugängig gemacht werden.

Als neue Ministerin übernimmt Pfeiffer-Poensgen nun selbst Verantwortung für Kunst im direkten und indirekten Landesbesitz.

Monika Grüters, Kulturstaatsministerin in Berlin, wiederum darf sich über eine abermalige Steigerung ihres Etats um 312 Millionen Euro allein im kommenden Jahr freuen. Um 60 Prozent nahm der Kulturetat damit unter der Kanzlerin Angela Merkel zu. Für NRW springt fast nichts heraus. Nur der Medienetat für die Deutsche Welle in Köln steigt um 25,7 Millionen. Damit wird das Radioangebot für Russland und die Ukraine, sowie die türkisch- und arabischsprachigen Programme für Flüchtlinge ausgebaut.

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