Nach 25 Jahren wird Peter Tedden seine Galerie in Düsseldorf schließen. Die Kündigung seiner Galerieräume vorne an der Bilker Straße 6 erreichte ihn in Form eines anwaltlichen Schreibens. Begründung der Vermieter: “Ruhestörung“.
„Damit ist Schluß hier“, sagtTedden in der ihm eigenen Kurzprosa. So klanglos-klaglos endet am 31. Dezember eine Galeriekarriere, die alle Höhen und Tiefen, ungeahnte Niederlagen und unverhoffte Höhenflügen kennt, wie sie nur die Kunst beflügeln kann. Schließlich hat die Galerie Tedden nicht etwa eine Marktlücke bedient, sie hat Position bezogen, Statur gezeigt und unzeitgemäßen Mut bewiesen. Der Wegzug der Galerie Tedden ist ein großer Verlust für die Düsseldorfer Galerieszene.
Der immerhin 150 Kilogramm schwere Peter Tedden verkörpert wie kein zweiter den vom Aussterben bedrohten Typ Altstadtgaleristen. Nicht nur vom Körperumfang her erinnert er an den legendären Alfred Schmela. In Zeiten, da Galerien zunehmend den Charme von Boutiquen ausstrahlen und die Galeristen selbst immer mehr Börsenmaklern oder Unternehmensberatern ähnlich sehen (wollen), ist Tedden zu einer Ausnahmefigur, zu einem Restposten im stromlinienförmigen, strategisch verstrickten, konsequent durchökonomisierten Galeriegeschäft geworden.
Tedden ist der Typ Galerist, der seine Galerie nicht vornehmlich als Geldeinspielstätte betreibt. Er organisiert seinen Laden auch nicht per Mausklick oder vom Cityjet aus, auch Kunstmessen hat er zunehmend gemieden. Vielmehr zählt er zur Spezies Künstlergalerist, d.h. er bleibt seinen Künstlern treu, auch wenn diese kein Geld einspielten, nicht zu Kometen am Künstlerhimmel wurden.
Beharrlich sieht man Tedden im Eingangsraum seiner Galerie in einem der beiden, schon leicht abgewetzten Kunstledersessel sitzen, Hütchen auf dem Kopf, jederzeit und für jedermann ansprechbar, zu einem Verzäll über Kunst und Künstler bereit. Weißwein darf sein.
Ausstellungen bei Tedden sind anders. Keine Galerinas mit Sekttabletts und High heels. Dafür ist es rappelvoll mit Künstlern und Kunstfreunden. Verkauft wird (zu erstaunlich niedrigen Preisen) ganz nebenbei. Am Katalog wird trotzdem nicht gespart. 20 bis 30 Stammkünstler (der meist gegenständlichen, figurativen Malerei) müssen sich nun nach einer neuen Galerie umsehen. Die Ausstellungen mit Himi Burmeister, Jan Schüler und aktuell mit Ludwig Arnold („Alles viel zu schön hier“) sind die letzten nach einem Vierteljahrhundert. Für die neue Düsseldorf Photo hatte sich Tedden schon angemeldet. Die Ausstellung mit Corina Gertz (aktuell von ihr das Buch „80 Jahre Künstlersiedlung Golzheim“) kann nun nicht stattfinden. Tedden zieht sich zurück an den Rand von Oberhausen, wo er in der alten Krahnhalle weiter Ausstellungen machen will.
Der schwarze Engelschutzteufel am Eingang zu seiner Galerie klebt nur noch ein paar Wochen an der Glastür. Dann macht Tedden dicht. Eine weitere aalglatte, weißgespritzte Kunsthandlung wird dann wohl in den durchsansierten Räumen eröffnen. Tedden wird fehlen.