Wer macht´s?

Die Kunstakademie Düsseldorf steht vor einem General-Revirement. Tritt McBride wieder an?

„Die Zeit der autoritären Egos an der Akademie ist vorbei“, findet Gregor Schneider. Erst im Sommer 2015 war er nach langem Hin und Her als Professor für Bildhauerei an die Kunstakademie Düsseldorf berufen worden. „Ich habe in den USA, in UK, in Amsterdam, an der HFBK Hamburg, an der UDK Berlin und an der ADBK München gearbeitet. Keiner dieser Institutionen bietet so große Freiheiten wie die Kunstakademie in Düsseldorf“, lobt Schneider seine neue Hochschule, an der er einst bei Fritz Schwegler Meisterschüler war.

Gleich mit ihrem Amtsantritt im August 2013 bescheinigte die amtierende Rektorin Rita McBride der Düsseldorfer Akademie noch im 18. Jahrhundert zu stecken. „Und ich würde gerne das 21. Jahrhundert erreichen und, warum nicht, die Akademie auf das 25. Jahrhundert vorbereiten.“ Solch radikaler Veränderungswille hatte zuletzt für heftigen Widerspruch gesorgt. Es ging hoch her am Eiskellerberg, von Spaltung der Akademie und Lagerbildung war viel die Rede, die Stimmung war lange gereizt. Es gab eine Abmahnung an die Rektorin und verschärfte behördliche Kontrolle. Alles blickte gespannt auf die Neuwahlen zum Senat. Denn der Senat ist so etwas wie das Parlament der Akademie aus Vertretern der Studenten, der Mitarbeiter, der Werkstätten, sowie der Professoren, die hier noch die Mehrheit haben. Der Senat wählt den Rektor und auf dessen Vorschlag hin die beiden Prorektorinnen oder Prorektoren, erläßt und ändert die Rahmenordnungen der Kunsthochschule und schlägt den Kanzler vor. Ende 2016 wurden zwölf Professoren in geheimer Abstimmung auf vier Jahre in das zentrale Entscheidungsgremium der Akademie gewählt. Auf den vorderen Plätzen landeten der Fotograf Andreas Gursky, gefolgt vom Schneider und dem Maler Siegfried Anzinger. Bis Ende 2020 ist auch Rita McBride in den Senat gewählt. Die in Hochschulfragen engagierte Bildhauerin Katharina Fritsch stellte sich nicht mehr für die Mitarbeit im Senat zur Verfügung, sie will sich von ihrer Lehrtätigkeit in den nächsten Jahren zurückziehen.

Ob sich McBride einer Wiederwahl stellt, wenn der Senat am 24. April den Rektor neu wählt, ist eine offene Frage am Eiskellerberg. Mal hat sie das ausgeschlossen, mal wieder nicht. Ihre Amtszeit endet zum 31. Juli 2017. Es wird wohl ganz darauf ankommen, wer sich aus der Professorenschaft überhaupt zur Wahl stellt. Andreas Gursky jedenfalls nicht. Er will nach acht Jahren seine Klasse für Freie Kunst Anfang 2018 aufgeben. Wie zu hören ist, gilt Thomas Demand als sein Lieblingsnachfolger.

Ist die aktuelle Krise erst einmal personell ausgestanden, bleibt die Frage, wohin die Akademie steuern will. Mit Nach- oder Neuberufungen allein werden sich die Probleme nicht lösen lassen. Zum Beispiel „Baukunst“. Was soll aus der Abteilung werden, die in einem eigenen Bau, dem „Rheinflügel“, zwar großzügig untergebracht ist, den Studenten zum Abschluß aber weder den Akademiebrief noch einen anderen qualifizierten Abschluß bieten kann? Überhaupt steht ein Generationswechsel an. Elizabeth Peyton hat schon nach einem Jahr an der Kunstakademie die Nase voll und gibt ihre Professur vorzeitig zurück. Die international renommierte Malerin aus New York hatte sich für die Düsseldorfer Akademie überhaupt zum ersten Mal bereit gefunden, eine Klasse zu unterrichten. Mit ihr stehen eine ganze Reihe weiterer Neuberufungen an. Mit Hubert Kiecol, Richard Deacon, Rosemarie Trockel, Sigi Anzinger, Didier Vermeiren, Johannes Bilstein (Dekan des Fachbereich Kunstbezogene Wissenschaften), Max Dudler (Baukunst), Johannes Schütz (Bühnenbild) und später auch Gursky und Fritsch werden insgesamt dreizehn Professoren die Akademie verlassen. Ihre Stellen müssen ausgeschrieben und neu besetzen werden. Ein nie dagewesenes Revirement, eine Chance auf Neuerung allemal. Die Kunstakademie muß sich einmal mehr „neu erfinden“, wie man auf den weitläufigen Fluren oft hört. Bloß die Richtung kennt niemand so genau.

„Ich würde mir wünschen, dass auch ein großer Senat sich mit überzeugender Mehrheit für die Stärkung der Künstlerklassen einsetzt“, rät da Schneider. – „Die Freiheit einer Kunstakademie steht und fällt mit der Berufung von unabhängigen Künstlerpersönlichkeiten. Die Düsseldorfer Kunstakademie hat immer auf die Künstler gesetzt.“

C.F.S.

Der jährliche “Rundgang” der Kunstakademie Düsseldorf findet im Jahr 2017 vom 15. bis 19. Februar  statt. Für die Öffentlichkeit ist diese Semesterschlußausstellung frei zugänglich.

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